Orthodoxe Christen feiern Oster-Feuerwunder in Jerusalem

Das "Heilige Feuer" aus dem Grab Jesu

Jubel und Glocken verkünden, auch in diesem Jahr war die orthodoxe Osterliturgie des "Heiligen Feuers" in Jerusalem erfolgreich. Das Feuerwunder in der Jerusalemer Grabeskirche ist auch in diesem Jahr wie erwartet eingetreten.

Autor/in:
Andrea Krogmann
Orthodoxe Christen feiern die Zeremonie des "Heiligen Feuers" auf dem Dach des griechisch-orthodoxen Patriarchats am 15. April 2023 in Jerusalem (Israel). / © Andrea Krogmann (KNA)
Orthodoxe Christen feiern die Zeremonie des "Heiligen Feuers" auf dem Dach des griechisch-orthodoxen Patriarchats am 15. April 2023 in Jerusalem (Israel). / © Andrea Krogmann ( KNA )

Die Glocken der Grabeskirche verkündeten am Samstag um 14.14 Uhr das Herabkommen des Feuers. Unter lautem Jubel wurde während der Zeremonie das "Heilige Feuer" aus dem Grab Jesu an die seit Stunden wartenden Gläubigen weitergereicht.

Nach orthodoxem Volksglauben entzündet sich die Flamme alljährlich auf übernatürliche Weise in der Kapelle, die als Ort des Begräbnisses und der Auferstehung Jesu verehrt wird. In den ersten 33 Minuten nach Entzünden soll das Feuer dem alten Brauch zufolge keine Verbrennungen verursachen. Die Feier wurde live im Internet übertragen. 

Leibwächter des griechischen Konsuls in einen Streit mit örtlichen Sicherheitskräften

Für kurze Aufregung sorgte dabei ein Handgemenge. Aus ungeklärter Ursache geriet der Leibwächter des griechischen Konsuls in einen Streit mit örtlichen Sicherheitskräften. In der Folge wurde der Mann rüde aus dem Gotteshaus gezerrt.

Die israelische Polizei hatte die Zugänge zum christlichen Altstadtviertel seit den frühen Morgenstunden abgeriegelt. Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa berichtete, dass einheimische Christen am Betreten der Jerusalemer Altstadt gehindert worden seien. 

Zahl der Teilnehmenden auf 4.200 begrenzt

Die Polizei hatte unter Verweis auf fehlende Notausgänge und Sicherheitsvorkehrungen die Zahl der Teilnehmenden auf 4.200 begrenzt, davon 2.700 in der Kirche selbst. Nur Personen mit Einlasskarten wurden in den Bereich der Grabeskirche vorgelassen.

Insgesamt war die Zahl der Personen, die an den Feiern der Heiligen Woche teilnahmen, in diesem Jahr deutlich niedriger als zuvor. Seit Beginn des Nahost-Kriegs am 7. Oktober sind Tourismus und
Pilgerverkehr in der Region eingebrochen.

1.200 Jahre alte Tradition 

Wegen verschiedener Kalenderberechnungen feiern die Ostkirchen 2024 das Osterfest erst am 5. Mai. Die 1.200 Jahre alte Tradition des Feuerwunders gilt dabei als Höhepunkt der Feiern in Jerusalem. Das Feuer wird an die Gläubigen in der Kirche und in den Altstadtgassen weitergereicht sowie mit Sonderflügen in verschiedene Länder gebracht.

In den vergangenen Jahren hatte es wiederholt Streit um die bei der Feier erlaubten Teilnehmerzahlen gegeben. Kirchen und palästinensische Vertreter kritisierten jede Beschränkung als Eingriff in die Religionsfreiheit. 

2022 hatten die Kirchen vor dem obersten israelischen Gericht zwar nicht die vor der Corona-Pandemie üblichen 10.000 Teilnehmer in dem Gotteshaus erstritten, immerhin aber 4.000 statt der polizeilich erlaubten 1.800. Auch 2023 sorgte die von der Polizei festgelegte Höchstgrenze von 1.800 Personen in der Grabeskirche für Unmut.

Orthodoxe Kirche

Als orthodoxe Kirche wird die aus dem byzantinischen (Oströmischen) Reich hervorgegangene Kirchenfamilie bezeichnet. Sie besteht je nach Standpunkt aus 14 beziehungsweise 15 selbstständigen ("autokephalen") Landeskirchen. "Orthodox" ist griechisch und bedeutet "rechtgläubig". Trotz großer nationaler Unterschiede und innerer Konflikte versteht sich die Orthodoxie in Bekenntnis und Liturgie als eine einzige Kirche. Ehrenoberhaupt ist der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I. (84).

Christlich-orthodoxes Holzkreuz und Kirche in der Nähe von Kharkiv in der Ukraine / © aquatarkus (shutterstock)
Christlich-orthodoxes Holzkreuz und Kirche in der Nähe von Kharkiv in der Ukraine / © aquatarkus ( shutterstock )
Quelle:
KNA